Kopierte Strategien: Automatischer Handel und Social Trading

Die Fülle undProfit Auswahl an handelbaren Produkten sowohl an den deutschen, als auch an den europäischen und internationalen Börsen nimmt fast täglich zu. Insbesondere im Bereich des Aktienhandels steigt die Vielfalt ständig. Immer neue Unternehmen drängen an die Börsen um Kapital einzusammeln. Damit bieten sich auch für private Investoren zusätzliche und interessante Möglichkeiten, das Vermögen, oder zumindest Teil davon gewinnbringend zu investieren und nicht allein auf die etablierten Aktienwerten großer Unternehmen oder auch große Investmentfonds zu setzen. Ob es an dieser riesigen Auswahl liegt oder eher an einer grundlegenden Skepsis gegenüber dem Kapitalmarkt: Nur ein kleiner Teil der Deutschen investiert sein Geld tatsächlich am Kapitalmarkt bzw. speziell in Aktien. Damit verschenkt ein Großteil der Sparer Jahr für Jahr bares Geld, indem auf solide Kursrenditen und regelmäßige Dividendenausschüttungen verzichtet wird. Dabei gibt es für beide Einwände, die gegenüber der Aktie bzw. dem Kapitalmarkt als Anlagemöglichkeit entgegengebracht wird, mehr als eine plausible und praktikable Antwort. Grundsätzlichen Skeptikern sei zunächst entgegengehalten, dass sich der Aktienmarkt insgesamt noch immer besser entwickelt hat, als alle alternativen Anlagemöglichkeiten und daher zumindest als Teil der Anlagestrategie als unverzichtbar angesehen werden muss. Und auch denjenigen, welche sich vor der riesigen Auswahl unterschiedlichster Anlagemöglichkeiten abgeschreckt fühlen, sollten sich bewusst machen, dass es eine Menge von Instrumenten und Angeboten gibt, mit denen die Komplexität und die Vielfalt an den Kapitalmärkten bewältigt werden kann. Neben Indizes, darauf basierenden Indexfonds oder aktiv verwalteten Investmentfonds, gibt es auch jede Menge Möglichkeiten, als Kleinanleger individuelle Strategien in der Finanzanlage zu verfolgen. Zwei spezielle Möglichkeiten, die hier näher betrachtet werden sollen, sind das sogenannte Social Trading sowie der damit in Verbindung stehende automatische Handel.

Beide Formen bieten sehr gute Möglichkeiten für den Anleger, sich angesichts der nahezu unendlichen Möglichkeiten an den Kapitalmärkten zu orientieren und unkonventionelle Handelsstrategien umzusetzen. Im Prinzip setzen die beiden Instrumente an der Schnittstelle zwischen Börse, dem Austausch in sozialen Medien sowie der Sphäre von Expertenmeinungen und Analystenkommentaren an. Der Anleger kann sich dabei innerhalb der Community umschauen, informieren und nach Vorbildern und Experten suchen, die am besten den eigenen Vorstellungen von Finanzanalage und Vermögensaufbau entgegenkommen. Denn entsprechend der unendlich vielen Anlagemöglichkeiten gibt es auch eine riesige Variationsvielfalt von Anlagestrategien. Unterschiedliche Ansprüche in Bezug auf die Chance / Risiko Relation sind dabei nur ein Parameter, wenn auch ein ziemlich wichtiger. Neben einer Orientierung auf Branchen und Regionen spielen für viele Anleger zunehmend auch Aspekte wie Nachhaltigkeit und Ethik eine Rolle. Nicht zuletzt sind es die persönlichen Lebensumstände, welche als wichtige Stellschrauben für die richtigen Anlageentscheidungen herangezogen werden sollten. Durch Social Trading und den automatischen Handel hat mittlerweile jeder Anleger die Möglichkeiten, nach Handelsmustern und Strategien zu suchen, die am besten zu den individuellen Vorstellung passen um sich an diesen zu orientieren, bzw. diesen zu automatisch zu kopieren. Das Prinzip des Social Tradings ist dabei wohl vor allem als konsequente Umsetzung des Web 2.0 Gedankens im Bereich der Finanzanlagen zu sehen. Während im klassischen Fall die Anleger die Möglichkeit haben zwischen einer Auswahl von Produkten zu wählen, erweitern sich diese Möglichkeiten beim Social Trading deutlich. Neben der Option, mit den Akteuren am Finanzmarkt ins Gespräch zu kommen und sich über die sozialen Medien auszutauschen sieht das Social Trading explizit auch die Möglichkeit vor, sich selber mit einer Anlagestrategie zu profilieren und Anhänger, sogenannte Follower, zu finden. In diesem Beitrag sollen die unterschiedlichen Facetten dieses mittlerweile gar nicht mehr so jungen Trends beleuchtet werden. Außerdem sollen einige Anbieter mit ihren jeweiligen Strategien und Ansätzen vorgestellt werden. Darüber hinaus wird auch die Frage nach Chance und Risiko dieses Anlagetrends nicht ausgelassen.

Social Trading hat viele Facetten und Möglichkeiten

Social TradingUm den Begriff umfassend zu definieren muss man zunächst etwas ausholen, um alle Facetten zu berücksichtigen. Rein formal handelt es sich bei Social Trading um eine Form der einregulierten Anlageberatung und Vermögensverwaltung für Privatanleger, bei der einzelne Anleger ihre Meinungen und Strategien bezüglich der Anlagemöglichkeiten am Kapitalmarkt über soziale Netzwerke veröffentlichen und austauschen. Dies geht nicht selten soweit, dass einzelne Anleger ihr gesamtes Depot und dessen Zusammensetzung der Öffentlichkeit, bzw. den Followern zugänglich machen. Mit diesem Vorgehen wird vor allem auf drei Aspekte abgezielt. Zum einen soll die Zusammensetzung sowie die dahinter liegende Anlagestrategie einem Austausch- und Diskussionsprozess in den sozialen Medien zugänglich gemacht werden. Dabei kommentiert und begründet der Inhaber des Musterportfolios als sogenannter Signalgeber seine eigenen Anlageentscheidungen sowie die generelle Entwicklung am Markt. Darüber hinaus ist aber auch eine Diskussion der Follower sowie auch weiterer unabhängiger Marktbeobachter ausdrücklich erwünscht. Sowohl für den Signalgeber als auch für die Follower sollen sich auf diese Weise zusätzliches Wissen und neue Erkenntnisse ergeben, die dann zu weiteren, im Idealfall erfolgreichen Anlageentscheidungen führen sollen. Während sich also im klassischen Fall der Informations- und Austauschprozess nur in eine Richtung bewegt, kann nun von einem echten bilateralen Austauchprozess gesprochen werden, bei dem beide Seiten zu Wort kommen können. Neben dieser Transparenz und den Austauschmöglichkeiten besteht das dritte und eigentliche Ziel des Social Tradings allerdings darin, Follower zu finden, welche die Strategie des Signalgebers eins zu eins kopieren. Führt also eine Austauschbeziehung dazu, dass Follower die Strategie übernehmen, spricht man vom sogenannten Mirror Trading oder auch vom Copy Trading. Im Idealfall bilden sich so um einzelne erfolgreiche oder zumindest überzeugungsfähige Signalgeber kleine Communities, die gemeinsam eine Strategie verfolgen und auch mitbestimmen. Der besondere und neuartige Aspekt des Social Tradings gegenüber herkömmlichen Anlagestrategien über Investmentfonds liegt also weniger in der Transparenz, sondern vor allem in den Partizipationsmöglichkeiten. Denn Transparenz ist für auch für klassische Fonds heutzutage ein absolutes Muss. Neben dem berechtigen Interesse der Anleger über die Verwaltung ihres Geldes informiert zu werden, sind es auch gesetzliche Vorschriften, die die Fonds zur Transparenz zwingen. Doch in die Strategie selber lassen sich dagegen nur die wenigsten Fonds hineinreden. Und hier beginnt das Feld des Sozial Tradings. Zunächst sollen die wichtigsten Formen und Techniken dieses Bereiches dargestellt werden.

Unterschiedliche Ausprägungen des Social Tradings

Im Grunde können drei Formen unterschieden werden, wie Signalgeber bzw. Verwalter und Follower in Austausch treten können. Die einfachste Möglichkeit ist die, dass sich der Follower einen Signalgeber sucht der seinen Strategievorstellungen am besten entspricht, dessen Anlageentscheidungen verfolgt und dies in seinem eigenen Depot entsprechend umsetzt. Diese Strategie ist mit den wenigsten Voraussetzungen verbunden und stellt sozusagen den Einstieg in das Social Trading dar. Doch diese Technik des manuellen Kopierens hat auch seine Tücken bzw. Nachteile. Das geringste Problem ist dabei, die Informationsübermittlung, welche bei den Möglichkeiten der auch mobil verfügbaren Kommunikation über die sozialen Medien stets gegeben sein sollte. Problematischer ist bereits die konkrete Umsetzung, da es wohl eher die Ausnahme ist, dass der Follower immer unmittelbar auf eine verkündete Transaktion des Signalgebers reagieren kann. Gerade angesichts von hoch volatil reagierenden also zu starken Ausschlägen neigenden Börsenkursen ist es nicht unwahrscheinlich, dass bereits kurze Zeit nach einer Mitteilung der Kurs bereits angezogen hat oder gesunken ist. In vielen Fällen wird dieses technische Problem dadurch umgangen, dass vor allem mit Orderzusätzen wie Stop Loss oder Take Profit gearbeitet wird. Dabei übernimmt der Follower lediglich die Einstellungen des Musterdepots und kann sich so darauf verlassen, dass entsprechende Anlageentscheidungen wie vom Signalgeber vorgegeben, ausgeführt werden. Ein weiteres Problem stellen die unterschiedlichen Anlagesummen dar. Daraus ergibt sich beim Aktienkauf eine unterschiedliche die Stückelung des eingesetzten Kapitals. Dadurch würde es bei diesem Verfahren immer wieder zu Verschiebungen kommen, so dass sich die Depots von Signalgeber und Follower langfristig nicht identisch entwickeln. Somit ist diese einfachste Form des Social Tradings wohl eher als eine Vorstufe zu sehen, bei der sich die Follower nur grob an den Vorgaben orientieren, diese aber nicht eins zu eins kopieren.

Copy TradingAls nächste Stufe des Social Trading kann daher die als Copy Trading oder auch Mirror Trading bezeichnete Form angesehen werden. Dabei haben sich einzelne Anbieter darauf spezialisiert, den Followern die Arbeit der Ausführung der Transaktionen abzunehmen. Die Depots der Follower werden dabei also technisch an einen Signalgeber gekoppelt und dessen Entscheidungen eins zu eins sowie in Echtzeit umgesetzt. Dies bedeutet zunächst eine Erleichterung für den Follower, der sich im Prinzip um nichts mehr zu kümmern braucht. In der Folge verliert er aber auch ein stückweit die Souveränität über sein Depot. Im Prinzip gibt es mehrere Möglichkeiten, wie diese Form des automatischen Handels technisch umgesetzt wird. Zum einen bieten bestimmte Akteure an, das bestehende Depot aktiv zu verwalten. Diese kooperieren hierzu mit dem bestehenden Broker des Followers. Darüber hinaus gibt es auch Anbieter, die sowohl als Broker als auch als Tool für das Social Trading fungieren.

Ein Bespiel für einen Anbieter, der ausschließlich als Tool agiert jedoch keine eigene Brokerfunktion übernimmt, ist der Anbieter ZuluTrade. Das bereits 2007 gegründete Unternehmen versteht sich dabei als Brücke zwischen Finanzwelt und Trader. Durch eine entsprechende Vereinbarung zwischen Broker, ZuluTrade und natürlich dem Inhaber des Depots wird ZuluTrade autorisiert, zukünftig Transaktionen im Depot vorzunehmen. Neben dieser Autorisierung ist natürlich auch die Auswahl einer Anlagestrategie eines bestimmten Signalgebers notwendig. Hier ist dem Anleger dringend zu raten, sich mit den einzelnen Strategien möglichst genau auseinanderzusetzen und nicht allein auf die in den letzten Monaten oder Jahren erzielten Renditen zu blicken. Anders als bei der Anlage in Aktien, wo hier unter Umständen ein langfristiger Trend aufgespürt wird, auf den der Anleger aufspringen kann, stellt die Rendite eines Signalgebers lediglich das Ergebnis der Anlageentscheidungen dieser Phase dar. Daraus können nur bedingt Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklungen gezogen werden. Viel wichtiger ist es daher, die Anlagestrategie zu analysieren und mit den eigenen Ansprüchen abzugleichen. Denn eines sollte jeder wissen, der sich auf eine derartige Verbindung einlässt. Eine Garantie für satte Kursgewinne gibt es nicht und im Falle deutlicher Verluste gibt es keinerlei Ansprüche auf etwaige Erstattung. Auch wenn die kurze Anmeldungszeit, der Anbieter wirbt damit, dass dieser Prozess nicht mehr als einen Tag in Anspruch nimmt, zu schnellem Handeln verleitet, sollte für die Entscheidungsfindung deutlich mehr Zeit investiert werden. Letztendlich vertraut man sein Geld einem fremden Akteur an und da sollte man eine Vorstellung davon haben, wie dieser damit umgeht. Grundsätzlich wird der Service laut Eigenaussage gratis angeboten, sollte also für den Nutzer kostenlos sein. Auch bei der Mindesthandelssumme sind die Hürden bei diesen Anbietern sehr gering. Es wird eine Mindestsumme von 300 US-Dollar genannt, auch wenn die Mindesteinlage je nach dem entsprechenden Broker natürlich höher liegen kann.

ayondoEtwas anders verhält es sich bei dem Anbieter ayondo. Dieser ist Broker und Tool zugleich. Das heißt, der Anleger, welcher sich im Bereich des Social Trading finanziell engagieren möchte, muss bei ayondo ein eigenes Depot eröffnen. Während also bei Anbietern wie ZuluTrade das Geld weiter bei dem ursprünglichen Trader verwaltet wird und daher auch dessen Bedingungen und Sicherheitsinstrumenten, insbesondere der Einlagensicherung unterliegt, muss bei ayondo ein eigenes Depot eröffnet werden. Der Broker ayondo ist dabei in der Social Trading Szene bekannt für ein ausgefeiltes System der Bewertung seiner sogenannten Top Trader. Dazu gehört ein eigenes Ranking System, dass sich vor allem an der langfristigen Performance jedes einzelnen Signalgebers orientiert. Die Akteure, an denen sich die Follower orientieren, können dabei in einer bestimmten Taktung im Ranking auf und absteigen.

Eine dritte Möglichkeit als Follower im Social Trading aktiv zu werden, bietet das von Österreich aus operierende Unternehmen Wikifolio. Dieses hat es durch eine intensive Kooperation mit den Medien in den letzten zwei Jahren zu größerer Bekanntheit gebracht. Entsprechend dem Prinzip von Wikipedia setzt das Unternehmen dabei ganz bewusst auf die Kraft der kollektiven Intelligenz. Im Prinzip kann jeder Marktakteur eine eigene Handelsstrategie etablieren und über Wikifolio anbieten. Im Unterschied zu den bisher genannten Anbietern werden die Strategien jedoch in Form von Zertifikaten angeboten. Das bedeutet, dass die Anlagestrategien nicht in einem Depot eines Followers nachvollzogen werden, sondern in Form eines einzelnen Zertifikates ins Depot übernommen werden. Diese Zertifikate folgen in ihrer Wertentwicklung dabei genau dem Musterdepot des Signalgebers. Die Auswahl an Anlagestrategien ist dabei mittlerweile riesig. Neben Finanzzeitungen wie Handelsblatt oder Börse-Online bieten auch verschiedene Institutionen eigene Anlagestrategien an. Darüber hinaus ist es auch möglich, über diese Instrumente sein Anlagevermögen international breit zu streuen oder es in einzelne Branchen zu investieren. Seit neusten gibt es dabei auch auf explizite Zukunftstechnologien ausgerichtete Wikifolios.

Gemeinsam ist allen vier hier vorgestellten Möglichkeiten das grundlegende Prinzip von Signalgeber und Follower, welches allerdings recht unterschiedlich umgesetzt wird. Gemeinsam ist den dargestellten Instrumenten ebenfalls, dass der Anlageerfolg stets von den einzelnen Signalgebern abhängig ist und erfahrungsgemäß sehr unterschiedlich ausfallen kann. Während in den Ranglisten Top Performer mit mehr als 100 Prozent Rendite in einem Jahr rangieren, gibt es durchaus auch extrem abschreckende Beispiele. So hat ein hochspekulativ ausgerichtetes Wikifolio durch den Einsatz stark gehebelter Finanzwetten unter anderen auf die Entwicklung des Ölpreises einen Wert von nur noch bescheidenen 3 Cent erreicht. Bei einem Ausgangswert von 100 Euro wohlgemerkt. Auch wenn es sich hier um Extrembeispiele handelt, sollten Anleger auch im Social Trading nie aus den Augen verlieren, dass es sich auch hier im Endeffekt um Anlagen am Kapitalmarkt handelt. Ein wesentlicher Aspekt des Kapitalmarktes ist dabei eine gewisse Unberechenbarkeit, die zumindest kurzfristig zu Verlusten führen kann. Das vernünftige Augenmaß, welches Anleger bei einer eigenen Anlagestrategie an den Tag legen sollten, sei es bei der Auswahl einzelner Werte oder des passenden Fonds, sei es bei der Entscheidung für spekulative Finanzprodukte, ist im Bereich des Sozial Tradings mindestens genauso gefragt. Auf die speziellen Chancen und Risiken in diesem Segment soll im folgenden Abschnitt noch einmal gesondert eingegangen werden.

Chancen und Risiken im Social Trading

Ein entscheidender Gesichtspunkt des Social Tradings wurde bereits benannt: Während nämlich klassische Fonds einer sehr strengen gesetzlichen Regulierung unterliegen, agieren die Akteure des Social Tradings zwar nicht im völlig rechtsfreien Raum, jedoch weitgehend unabhängig. Es gibt also keine Behörde oder Finanzaufsicht, welche diese Form des Handels bzw. der Informationsweitergabe als eine spezielle Form der Anlageberatung, kontrolliert. Während also im klassischen Anlagebereich, je nach Segment bestimmte Vorschriften existieren, an die sich die Fonds zu halten haben, können die Signalgeber im Bereich des Social Tradings völlig frei agieren. Dies hat durchaus entscheidende Auswirkungen auf den Anleger. Während er bei klassische Anlageprodukten grundsätzlich einschätzen kann, auf welches Risiko er sich einlässt, ist dies bei den jeweiligen Strategien im Sozial Trading weniger ersichtlich.

MöglichkeitenWährend Fonds im Prinzip klar nach Anlageklasse, Region oder Marktsegment strukturiert sind, können im Social Trading alle Anlagemöglichkeiten ausgeschöpft und wild gemischt werden. Das heißt, neben Aktien können auch Fonds, ETFs, Rohstoffe und Währungen in das Portfolio aufgenommen werden. Mittlerweile gehören in einigen Produkten aus dem Bereich des Social Tradings auch hochspekulative Produkte mit massiven Hebeleffekten zum handelbaren Spektrum. Mit steigender Anzahl unterschiedlicher Finanzprodukte wird es aber auch zunehmend schwieriger, die Übersicht über die Risikostruktur des Depots bzw. des Wikifolios zu behalten. Wer sich also als Follower einem Signalgeber anschließt, liefert sich dabei mehr oder weniger vollständig dessen Anlageentscheidungen aus. Dies ist umso kritischer zu beurteilen, als dass diese Verwalter über keinerlei Qualifikationsnachweise oder Ausbildungen verfügen müssen, um als Signalgeber im Social Trading tätig zu werden. Also Regulationsinstanz fungiert allein die Communitiy, welche die Anlageentscheidungen kritisch beäugt. Eine mögliche Selbstkontrolle obliegt dabei allein den Plattformen, welche signalgebende Verwalter und Follower zusammenbringen. Ein wichtiges Kriterium ist dabei, dass der Verwalter zumindest eine gewisse Zeit tätig gewesen sein muss. Auch ist es mittlerweile Standard, dass die Verwalter einen Identitätsnachweis erbringen müssen, bevor sie auf die Suche nach Followern gehen dürfen. Dieser Mangal an Vorschriften und Aufsicht ist Vor- und Nachteil des Social Tradings zugleich. Zum einen verfügt diese Anlagemöglichkeit über eine ausgesprochen hohe Flexibilität. In kürzester Zeit können Strategien entworfen und am Markt platziert werden. Dies geschieht, wie beschrieben, mittlerweile nicht mehr ausschließlich über die Veröffentlichung eines Musterportfolios, welches als Vorbild für andere Anleger fungiert, sondern auch in Form von Zertifikaten, in denen einzelne Strategien verbrieft werden. Wenn erfolgreiche Anleger aus dem Bereich des Sozial Tradings ihre Strategien jedoch in eigene Finanzprodukte bündeln und diese emittieren, also herausgeben, ist dies für die Käufer mit besonderen Risiken verbunden. Eine Insolvenz, die gerade bei Privatanlegern immer ein kaum zu durchschauendes Risiko darstellt, würde für den Inhaber des Zertifikates in der Regel einen Totalverlust seines Einsatzes bedeuten. Im Gegensatz zu Fonds, bei denen im Falle einer Insolvenz der Fondverwaltung das Vermögen rechtlich weiter den Anlegern gehört, gehört ein Zertifikat zu den sogenannten Inhaberschuldverschreibungen. Im Falle einer Zahlungsunfähigkeit des Emittenten hat der Besitzer des Zertifikates keine Möglichkeit, an sein Kapital zu kommen.

Bis zu dieser Stelle wurden vor allem die Chancen und Risiken aus Sicht der Anleger geschildert, welche einer bestimmten oder auch mehreren angebotenen Strategien folgen. Eine weitere Möglichkeit und Chance für den Anleger besteht aber auch darin, sich selber als Signalgeber zu etablieren. Hierzu ist es zunächst notwendig, eine eigene Strategie zu entwickeln und umzusetzen. Dabei ist es zunächst noch nicht einmal notwendig, eigenes Kapital in die Hand zu nehmen. So ist es bei dem bereits erwähnten Anbieter ayondo auch möglich, sich über ein mit fiktivem Kapital betriebenes Demokonto als Top Trader zu profilieren und auf die Suche nach Followern zu gehen. Hauptmotivation für einen solchen Schritt ist für die meisten natürlich die Aussicht, als Top Trader zusätzlich Geld zu verdienen. Auch wenn diese Möglichkeiten bei den jeweiligen Anbietern sehr unterschiedlich gehandhabt werden, ist es bis zum Status als anerkannter Toptrader mit vielen Followern und einem ordentlichen Zusatzeinkommen jedoch zumeist ein langer Weg. Da für die meisten Follower die erwirtschaftete Rendite das Hauptargument für die Entscheidung für einen bestimmten Toptrader ist, müssen also zunächst die entsprechenden Kennzahlen stimmen. Nur dadurch wird man in den Ranglisten der Signalgeber entsprechend gerankt und rückt in die Aufmerksamkeit der Anleger. Darüber hinaus sind können aber auch Nischen Strategien erfolgreich sein. Hierzu sollte man sich in die Perspektive der Anleger versetzen und überlegen, mit welchen Themen hier gepunktet werden könnte. Neben neuen technologischen Trends bieten sich dabei auch Aspekte wie nachhaltiges und ethisch verantwortungsvolles Handel von Unternehmen an.

Fazit – Social Trading als interessante Option für erfahrene Trader

TradingoptionSocial Trading hat innerhalb der letzten zwei Jahre deutlich an Verbreitung und Beliebtheit gewonnen. Doch allein das macht es noch nicht zu einer Anlagemöglichkeit, die jedem ohne Bedenken zu empfehlen ist. Für den durchschnittlichen Anleger, der sich aus Zeitgründen oder fehlendem Interesse nur sehr selten mit entsprechenden Fragen auseinandersetzt, stellt Social Trading sicher keine realistische Option dar. Ein solcher Typus ist wohl nach wie vor besser bei konservativ verwalteten Fonds am besten aufgehoben. Für Anleger jedoch, die schon lange auf der Suche nach der ultimativen Strategie sind und sich nicht mit den etwas altmodischen Fonds anfreunden möchten, hält diese innovative Handelsform durchaus Vorteile bereit. Neben den deutlich geringeren Kosten, die bei dieser Form anfallen, dürfte es wohl vor allem die riesige Auswahl an Strategien und Produktkombination sein, die Social Trading für den Anleger attraktiv machen. Interessant ist dabei natürlich auch die Möglichkeit, jederzeit mit den handelnden Akteuren in Austausch zu treten, auch wenn eine tatsächliche Partizipation in Form von Einfluss auf die Strategie oder einzelnen Entscheidungen in den meisten Fällen wohl eine Illusion bleiben dürfte.

Für ein tatsächliches Engagement im Bereich des Social Tradings sollten sich aber letztendlich nur Akteure entscheiden, die sich der durchaus realen Risiken bewusst sind, die mit dieser Handelsform verbunden sind. Diese bestehen insbesondere darin, dass man die Kontrolle über die Verwaltung des eigenen Vermögens aus den eigenen Händen gibt. Das ist zwar auch bei den klassischen Investmentfonds der Fall, jedoch wacht hier eine Finanzaufsicht darüber, dass bestimmten Regeln eingehalten werden und etwa nur in bestimmte Anlageklassen investiert wird, wodurch das Risiko kalkulierbar bleibt. Umso mehr kommt es darauf an, den richtigen Signalgeber zu finden und genau zu überprüfen ob dieser vertrauenswürdig ist und eine nachvollziehbare Strategie verfolgt. Gelingt dies, kann Social Trading eine sehr gute Alternative zur klassischen Finanzanlage darstellen.